Freitag: reden, Feuer machen, Geister beschwören, Schwitzhütte (dazu komm ich noch später *gg*), wiedergeboren werden.
Samstag: reden, Feuer machen, Feuertanz, sich selbst finden.
Sonntag; aufräumen.
Das ganze hat etwas von einem Ausflug der Anonymen Alkoholiker zu den Karl May Festspielen. Ich sollte noch erwähnen dass es im November war (Geburtstagsgeschenk)
Der Flyer der ,,Kriegsschule“ verspricht: ,,Das Training bietet Raum für Männer, die wissen wollen, wer sie wirklich sind.“ Aber will ich das wirklich?
OK Holzhacken steht auf dem Programm. Eine wunderbare stupide Arbeit. Holzscheite auflegen. Axt greifen. Niederschlagen. Wunderbar männlich. Ich spiele mit dem Gedanken, mir gleich nächste Woche eine Berghütte zu kaufen (Schlägt mir sowieso immer wer vor ;-) )
Sehe mich Holz hacken, vor dem Kamin sitzen und mich langweilen. Ich kann in meiner Freizeit nicht viel mit mir anfangen, wenn ich nichts tun kann. ,, Spüre die Energie dieses Platzes“ schreit mich von hinten der sagen wir Motivator an. Ich spüre die Kälte. Schließlich stehe ich mit einigen Anderen nackt im Wald, bei etwa null Grad Celsius. Nach dem Holzhacken haben wir uns ausgezogen und warten nun vor der indianischen Schwitzhütte. Spirituell betrachtet wurde uns gesagt, das hier ist der Schoß von Mutter Erde, die Gebärmutter meiner Wiedergeburt. Architektonisch betrachtet, ist es ein Iglu aus gebundenen Haselnussruten.
Mit dem Holz haben wir ein großes Feuer entfacht. Sieben nackte Männer werfen lustige Schatten, denke ich. Der Motivator legt die Sitzverteilung in der Schwitzhütte fest. Einfach Platz nehmen geht nicht, es geht schließlich um Energiefluss und Himmelsrichtungen. Ich sitze Nordwest. Es werden glühende Lavasteine in die Gebärmutter eingeführt. Es ist unerträglich heiß. Mit Singsang lädt unser Motivator auch unsere Ahnen ein, der Zeremonie beizuwohnen. Es wird also noch ein bisschen enger hi hi. Wir beten, singen, summen. Der Motivator wirft mir unbekannte Kräuter auf die heißen Steine und kippt Wasser nach. Hitze, keine Luft zum atmen, Wasserdampf. ,,Lasst alles los“ höre ich noch unseren Motivator rufen. Ich habe das alles ein bisschen zu wörtlich genommen *ggg* ich kippe rückwärts um. Ich kann schon mit einer traditionellen Sauna nichts anfangen, aber das hier ist die Hölle. Den Rest der Zeremonie ertrage ich nur mehr liegend. Richtig klar werde ich erst wieder, als ich mit dem Rücken auf der Waldlichtung liege und die Sterne erkenne. Ich habe weder Geister gesehen noch eine Erleuchtung erlebt. Mir ist nur schlecht und saukalt.
Weiß ich nun wer ich bin? Ich warte noch, auf irgendetwas, irgendein Zeichen der Erleuchtung. Komm schon! Ich horche tief in mich hinein. Doch ich höre nur eine Eule, in mir höre ich nichts. Vielleicht sind die Fragen die ich ans Leben habe zu komplex. Oder zumindest mit Hitze nicht aus mir herauszukitzeln hi hi. Vielleicht habe ich ja gar keine Fragen, warum soll ich etwas suchen das womöglich gar nicht da ist? Gefällt mir mein Legen eigentlich nicht gut? Ist Wissen nicht eine Last? Vielleicht lebt der Dumme ja glücklicher? Die Nacht im Schlafsack: unruhig, Holzhacken, Feuermachen, Singen, eindeutig Hirnleerlauf. Als in der nächsten Nacht die Dunkelheit über die Waldlichtung gekrochen kommt, beginnen wir mit der Kriegsbemalung. Auf die Beine zeichnen wir uns eine Schlange, auf die Brust das Zeichen der Unendlichkeit (eine liegende Acht) und unter die Augen zwei Balken, die Insignien des Kriegers. Wir hüpfen, lärmen, und springen ums Feuer. Ich muss jetzt noch an Motivators Worte denken: ,,Jeder nimmt hier nur das mit, was er bereit ist zu geben“. Ich finde ich habe alles gegeben und bin vorzeitig abgereist, aufräumen können ja die Anderen….
das ist der Hammer...
