Der Selbstmörderfriedhof Grunewald Forst
Die Geschichte des versteckten Friedhofes inmitten des Grunewaldes, unterscheidet sich komplett von den herkömmlichen Kirchlichen Friedhöfen, die uns sonst bekannt sind.
Es ist ein "Friedhof der Namenlosen" oder auch "Selbstmörder Friedhof" genannt.
Zitat:
Die Havel macht unweit des Friedhofs einen Knick, mit der Folge, dass hin und wieder Wasserleichen an dieser Stelle ans Ufer getrieben werden. Unter den Ertrunkenen sind manchmal auch Selbstmörder. Deren Beerdigung machte in alter Zeit und auch noch im 19. Jahrhundert Probleme, da die christlichen Kirchen diesen "Todsündern" die Beerdigung auf ihren Friedhöfen verweigerten. Da sie keiner aufnehmen wollte, blieb das Problem an der Forstverwaltung haften.
Sie beschloss 1878/79, die unerwünschten Toten nahe am Fundort an einer Waldlichtung zu bestatten. Vom 22. Januar 1900 stammt die älteste erhaltene Eintragung, die über die Beerdigung eines 22-jährigen Schlossergesellen berichtet. Das sprach sich herum und führte dazu, dass sich Angehörige von Selbstmördern auch aus der weiteren Umgebung an den Oberförster wandten oder ihre Toten kurzerhand selbst im Wald begruben. Auch einige Selbstmörder, die ihrer Familie zum Kummer und zur Schande nicht auch noch eine Odyssee durch ungnädige Friedhofsverwaltungen zumuten wollten, wählten daraufhin die Friedhofsnähe als Ort ihres Abschieds.
1911 wurde eine einfache, aus Backsteinen errichtete, Leichenhalle mit rechteckiger Grundfläche auf dem Gelände gebaut, die heute jedoch nicht mehr vorhanden ist. Zum Ende des ersten Weltkriegs wurden hier auch Opfer des Krieges beerdigt, darunter Soldaten, Zivilisten und einige russische Kriegsgefangene. Die fünf hölzernen Andreaskreuze mit kyrillischen Inschriften erinnern an die Beerdigung von fünf zarentreuen Russen, die sich aus Kummer über den Sieg der Bolschewiki selbst getötet hatten und dann aus der Havel gefischt worden waren.
Nach der Bildung Groß-Berlins 1920 gehörte der Grunewald und damit auch der "wilde" Begräbnisplatz der Stadt Berlin. Sie sorgte dafür, dass jeder Bezirk einen eigenen kirchenunabhängigen Friedhof betrieb. Auf diese Weise war das Problem der Leichenbeseitigung gelöst.
Der Friedhof Grunewald-Forst wurde noch bis 1927 als Selbstmörderfriedhof genutzt.1928/29 bekam er eine feste Mauer, die das 4.980 m2 große Areal eingrenzte, sowie ein steinernes Eingangstor mit Eisenflügeln, die von Richard Thieme angelegt wurden. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Anlage gepflegt und auch für „normale“ Sterbliche attraktiv gemacht.
Quelle:
Wikipedianoch ein Erlebnisbericht eines damaligen Anwohners:
Zitat:
1929 - 109 Selbstmörder
“Das sollte nicht das einzige Erlebnis des Tages bleiben: Auf meinen Hofe fand ich eine Gruppe Menschen vor, die mir zwei Wasserleichen aus dem Grunewaldsee vor die Haustüre gelegt hatten...Ein gut gekleideter Mann und eine Frau waren die Toten, mit einem Strick um die Hüften zusammengebunden. Also wohl eine ungnädige Liebesgeschichte...
In jenem ersten Amtsjahre im Grunewald erlebte ich mehr oder minder den Freitod von 109 Menschen mit! Die meisten ertränkten sich im Grunewaldsee, Teufelssee, Hundekehlensee, Krumme Lanke oder Schlachtensee oder der Havel. Einige ertranken auch unfreiwillig. Viele erhängten sich in einer Dickung, andere erschossen sich, darunter ein mir persönlich bekannter, vielgenannter Herr unmittelbar vor meinem Hoftor in früher Morgenstunde. Wieder andere nahmen Gift oder schnitten sich die Pulsadern durch...
Meist kam jede Hilfe zu spät. Nur einmal konnte ich im letzten Moment einen Lebensmüden bei meiner Pürsche auf einen Schaufler in einer Dickung am Postfenn losschneiden, worauf der, kaum daß er wieder zu Atem gekommen war, eiligst entlief.
Am Sportplatz Eichkamp mußte ich einen regelrechten Ring- und Boxkampf mit einem jungen Manne aufführen, der sich die rechte Pulsader mit einer Rasierklinge gerade aufgeschnitten hatte und an der linken herumsäbelte, ehe es mir gelang, ihn zu überwältigen und gegen seinen Willen zu verbinden. Ein auf meine Hilferufe herbeieilender Polizist nahm mir glücklicherweise das weitere ab...
Die Not der damaligen Zeit trieb eben viele zu jenen dunklen, letzten Schritten... “
Quelle:
Grunewald-Forst.de