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Ungelesener BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2011, 17:35 
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In Berlin spukt es auch heute noch
Donnerstag, 30. April 2009 16:13 - Von Claudia Becker

Die Walpurgisnacht auf den 1. Mai ist die Nacht der Hexen und Geister. Die gibt es nicht nur auf dem Brocken. Auch in Berlin spukt es an zahlreichen Orten. Die weiße Frau geht um, eine Eingemauerte seufzt seit Jahrhunderten, in Ratten verwandelte Kinder stiften Unruhe. Und dann ist da noch der Lichterspuk von Brieselang.



Im Lietzensee liegt ein versunkenes Dorf. Das glauben zumindest diejenigen, die an den Wassermann vom Lietzensee glauben.

Im Wald von Brieselang sehen noch heute immer wieder Menschen ein fahles grünes Licht. Ein getötetes Mädchen kommt hier nicht zur Ruhe, meinen einige.

In den dunklen Tagen des Winters 1809/10 trug sich Unheimliches im Berliner Stadtschloss zu. Immer wieder, so berichteten Bewohner der Residenz, schritt eine Dame mit langem weißem Schleier durch die Gänge. Sie sprach kein Wort. Sie nickte nur leicht, wenn sie gegrüßt wurde. Sie war keine Unbekannte – sie war die Weiße Frau. Und ihr Auftreten versprach nichts Gutes. Zu oft schon war nach ihrem Erscheinen ein Mitglied der Hohenzollernfamilie gestorben. So soll auch Kurfürst Johann Georg acht Tage vor seinem Dahinscheiden im Januar 1598 dem Schlossgespenst begegnet sein. Und im Februar 1713 erschien sie dem ersten Preußenkönig Friedrich I., der bald darauf verschied.


Wer aber war im Winter 1809/10 in Todesgefahr? Kein Mitglied der königlichen Familie war sterbenskrank. Die Stimmung war eigentlich mehr als gehoben, nachdem Napoleon Königin Luise und König Friedrich Wilhelm III. die Rückkehr gestattet hatte und das Königspaar unter dem Jubel der Bevölkerung wieder in Berlin eingetroffen war. Doch wenige Monate später lag ein Trauerflor über der Stadt: Die anscheinend nur angeschlagene 34-jährige Luise war zur Erholung in ihre Heimat Neustrelitz gereist. Nach wenigen Tagen bekam sie schweres Fieber. Die Ärzte kämpften um ihr Leben. Doch die preußische Königin, die wegen ihrer Natürlichkeit vor allem vom einfachen Volk geliebt wurde, starb.

Jetzt wussten die Berliner, wessen Tod das Hohenzollerngespenst im Winter angekündigt hatte. Und bald war auch von einer unheimlichen schwarz gekleideten Frau die Rede, die kurz vor Luises Tod im Teehäuschen des Charlottenburger Schlossparks erschienen sein soll, als sich dort eine kleine Gesellschaft vergnügte. Sie verlangte, dringend den König zu sprechen. Doch der war nicht da. Trat aber plötzlich und unerwartet durch die Tür. Er reagierte jedoch ungehalten auf die Fremde und schickte sie fort. „Ihr werdet es bereuen“, soll sie ihm noch zugeraunt haben, „dass Ihr nicht hören wolltet, was ich Euch zur Warnung zu sagen kam“. Dann verschwand sie.

Es spukte in Berlin. Trotz Aufklärung, technischen Fortschritts und Aufstieg des Bildungsbürgertums. Und es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die aufgeklärten Geister der Stadt irgendwie daran glaubten. War es die Sehnsucht nach dem Unerklärlichen in einer Welt, die zusehends erklärbar wurde? Wilhelm von Humboldt, Geheimer Staatsrat und Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht im preußischen Staatsministerium, von wo aus er auch an der Gründung der Berliner Universität arbeitete, schrieb unmittelbar nach Luises Tod an seine Frau Caroline von Dacheröden: „Dann soll in Potsdam acht Tage vor dem Tode die Orgel der Stadtkirche in der Nacht Totenlieder gespielt haben. Dass man bestimmt einzelne Töne gehört, ist ausgemacht. Man sagt aber jetzt, die Tür habe offen gestanden und der Wind habe sie hervorgebracht, auch dass viele Fledermäuse sich auf die Tasten geworfen hätten, kurz, man sucht zu erklären, was man nicht leugnen kann.“
Blutegel am Gesäß können helfen

Goethe hatte 1808 den „Faust“ veröffentlicht. Hier wimmelte es nur so vor Hexen und Geistern. Das lag im Trend. Denn Geistersehen war um 1800 ganz groß in Mode. Und es war kein Zufall, dass der Ort Tegel bei Berlin in der Walpurgisnacht Erwähnung fand. Das hatte nicht etwa mit dem Scharfenberg auf der gleichnamigen Insel im Tegeler See zu tun, von dem es heißt, dass sich hier schon vor der Walpurgisnacht Hexen zum Tanze trafen, denen der Weg zum Blocksberg im Harz zu weit war. Und auch nicht mit dem Gerede um die alte Mühle, in der drei als Katzen verwandelte Hexen die jungen Männer, die um die Hand einer schönen Müllerstochter anhielten, getötet haben sollen. Goethe spielte auf einen Spuk im Tegeler Forsthaus an, der 1797 für Gesprächsstoff in Berlin sorgte. „Ihr seid noch immer da!“, lässt Goethe seinen „Proktophantasmisten“ klagen, während der durch die Walpurgisnacht irrt: „Nein, das ist unerhört. Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklärt! Das Teufelspack, es fragt nach keiner Regel. Wir sind so klug, und dennoch spukt’s in Tegel.“

Ein unheimliches Jammern, ein Stöhnen und Poltern erfüllte das Tegeler Forsthaus, in dem eine Witwe mit ihrer hübschen Tochter lebte. Und manchmal sah man auch ein Gespenst durch die Räume schweben. Auffällig war, dass es immer dann spukte, wenn die Mutter mit ihrer Tochter Streit gehabt hatte. Und das kam häufig vor. Denn das Mädchen liebte einen jungen Mann, den die Mama gar nicht mochte. Neben Mitgliedern einer naturforschenden Gesellschaft ging auch der Berliner Publizist und Verleger Friedrich Nicolai dem Phänomen nach. Er konnte die Erscheinungen ebenso wenig erklären wie die übrigen Gelehrten. Dabei erschienen sie ihm persönlich. In seinem 1799 veröffentlichten Traktat „Beispiel einer Erscheinung mehrerer Phantasmen“ beschrieb er, wie ihn während einer Erkrankung Geister heimsuchten. Die Tegeler Poltergeister beschrieb er als fahle Verstorbene. Bisweilen begegnete er auch unheimlichen Hunden und Vögeln. Als seine Gespenster nach vier Wochen auch noch anfingen, zu sprechen, ließ sich Nicolai ernsthaft behandeln – mit Blutegeln, die ihm am Gesäß angesetzt wurden. Es soll gewirkt haben. Die Geister verschwanden. Und Nicolai hatte im „Faust“ seine Rolle als „Proktophantasmist“ weg, was übersetzt so viel wie „Steißgeisterseher“ bedeutet.

Auch im Tegeler Forsthaus trieben die Geister irgendwann ganz plötzlich nicht mehr ihr Unwesen. Zank, Poltergeister – und dann auch noch die Gelehrten, die das letzte bisschen Frieden in der Försterei störten. Das war der Witwe irgendwann einfach zu viel. So gab sie schließlich nach und gewährte der Tochter ihren Herzenswunsch nach einer Heirat mit dem ungeliebten Jüngling. Von da an ließen die Geister auch das Forsthaus in Ruhe. Später wurde dort ein Holzkreuz an einem Band gefunden, mit dessen Hilfe vermutlich die gruseligen Geräusche inszeniert worden waren. Als ziemlich sicher gilt jedenfalls, dass mit Hilfe des vermeintlichen Spuks einer abergläubischen Mutter eine Hochzeitserlaubnis abgepresst werden sollte.
Die Hexenverfolgung war schlimme Realität

Doch nicht immer ging der Aberglaube so glimpflich aus. Etwa 100.000 Menschen fielen zwischen 1450 und 1750 in West- und Mitteleuropa dem Hexenwahn zum Opfer. Auch in Brandenburg starben etliche Frauen auf dem Scheiterhaufen. In Beeskow wurde eine Frau verbrannt, weil sie aus Kröten und Eulenfedern ein Pulver gebraut haben soll, mit dem sie zaubern konnte. In Premslin soll eine Frau eine andere durch teuflische Zauberkraft unfruchtbar gemacht haben – was sie unter Folter gestand. Sie wurde ebenso verbrannt wie die vermeintliche Zauberin Anne Lemmen aus Neuruppin, die auf der „Tortur“ gestanden hat, mit einem Teufel namens Hans liiert zu sein und einen Schäfer und dessen Frau durch einen Schadenszauber getötet zu haben.

Während die grausamen Hexenprozesse historisch belegt sind, handelt es sich bei der tragischen Geschichte der Prinzessin, die wegen ihrer nicht standesgemäßen Liebe zu einem Jäger von ihren Brüdern in einem Verließ des Köpenicker Schlosses lebendig eingemauert wurde, um eine Sage. Doch etliche Köpenicker wollen früher auf der langen Brücke, die vom Schloss über die Dahme führt, zur Geisterstunde ein Seufzen gehört haben, weshalb die Brücke im Volksmund „Seufzerbrücke“ hieß. Tragisch endete auch die Liebe der Gärtnerin des Schlosses, das einst im Monbijoupark stand. Sie war in der Johannisnacht mit ihrem Liebsten zum Tanzen gegangen und hatte ihre fünf schlafenden Mädchen allein zu Haus gelassen. Als in der Nacht ein Gewitter niederging, wachten sie auf und suchten verzweifelt im Schloss nach ihrer Mutter. Verängstigt versteckten sie sich in den Kaminen. Die Gärtnerin kam nach Hause und lachte, als sie Mädchen sah. „Wie Ratten sitzen sie da“, soll sie gesagt haben. Und ehe sie sich versah, verwandelten sich die Kleinen in fünf weiße Ratten, die seitdem in der Johannisnacht durchs Schloss spukten.

Was der Wassermann vom Lietzensee heute treibt, weiß niemand. Vor vielen Jahren aber, so erzählte man sich, habe er sich dort mit einem Bauern angefreundet und ihm zu Wohlstand verholfen. Als die übrigen Bewohner des Dorfes, das an jener Stelle einst gestanden haben soll, über den Umgang mit dem angeblich gottlosen Geist so empört waren, dass sie den Bauern erschlugen, wurde auch der Wassermann wütend: Er ließ das ganze Dorf im See versinken.

Doch es spukt weiter. Auch heute: In Brieselang, nur wenige Kilometer vor Berlin, soll es nicht geheuer sein. Zahlreiche Menschen wollen nachts im Wald ein Licht gesehen haben. Fahlgrün. Ein Mädchen sei hier getötet worden. Sein Geist finde keine Ruhe. Andere reden nur vom „Leuchter“. In Internet-Foren ist der Lichter-Spuk von Brieselang längst ein Diskussionsthema. Und kühlere Köpfe versuchen, ihn schlicht zu erklären. Als das Schimmern eines Leuchtpilzes zum Beispiel. Oder als Taschenlampen-Scherz.

Gefunden hier: http://www.morgenpost.de/berlin/article ... _noch.html


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