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Ungelesener BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2011, 17:27 
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Von Wiedergängern, Teufeln, Trollen, vergrabenen Schätzen und anderen Wunderlichkeiten in der modernen Stadt

Westlich der Chausseestraße erstreckt sich die Brache des vormaligen Stadions der Weltjugend. Auf der sinnlosen Suche nach dem Stasischatz von der Obrigkeit mehrmals umgepflügt, zeigt sich dort heute ein wüstes Bild. Es geht die Sage, daß auswärtige Investoren, wenn sie einmal ein Auge auf das Areal geworfen haben, den verschiedensten Formen des Irrsinns anheimfallen. Selbst bis dahin völlig gesunde, junge Geschäftsmänner, sagt man, werden plötzlich von Visionen gigantischer Hotels, Büropaläste und Vergnügungszentren heimgesucht, und nicht wenige fallen daraufhin alsbald der völligen Umnachtung anheim.

(Das Haus des Gewerbes, die heutige Tachelesruine, stand schon lange im Ruf, daß, wer sich länger als nötig darin aufhalte, irre werde. Und so mied die Bevölkerung das unheimliche Gemäuer. Walther Rathenau berichtet in seinen Memoiren, daß dort nächtens die ausgestellten Waschmaschinen, Hochdruckpressen und Elektromotoren durch die Luft geschwebt sein sollen, daß wirre Musik durch die Arkaden gedröhnt habe, und daß die Seelen fauler und nichtsnutziger Handwerksburschen dort bei Dunkelheit, aber auch am Tage des Herrn, wüste Gelage feierten. Noch heute soll sich daran nichts geändert haben.)

Bis in unsere Zeit gibt der U-Bahntunnel zwischen Alexanderplatz und Weinmeisterstraße den Menschen manches Rätsel auf. Warum die vielen Kurven, warum diese Steigungen und Gefällstrecken? Der Erbauer dieses Tunnelabschnitts, ein gewisser Luitpold oder auch Leybold, soll damals seine Arbeiter derart geschunden haben, daß nicht wenige davon zu Tode kamen. Auch ist die Rede von einem eingestürzten, geraden Tunnel, um den sich die heutige krause Schienenführung winde. Eine alte Legende behauptet, daß der Geist Luitpolds dort noch immer umgehe, und Fahrgäste berichten, daß sie aus dem fahrenden Zug einen großen, schwarzen Mann ohne Haupt im Tunnel haben stehen sehen. Bei einer probeweisen Wochenend-Nachtverbindung auf dieser Strecke, die vor Jahren eingeführt werden sollte, ist der spärlich besetzte 3 Uhr 18-Zug in Richtung Leinestraße auf dieser Strecke spurlos verschwunden und ward nie wieder gesehen.

Die Oranienburger Straße zwischen dem Oranienburger Tor und dem Hackeschen Markt zieht jedes Wochenende Touristenstöme an. Dieses beruht auf einer alten Legende, nach der dort in der Zeit um die Wende bei Dunkelheit seltsame Marienerscheinungen am Straßenrand zu beobachten gewesen sein sollen. Nächtliche Wanderer berichten davon, daß sie von leuchtenden Trugbildern in Frauengestalt angesprochen wurden, die sie mit verführerischen Stimmen in nahegelegene Hauseingänge zu locken versuchten. Ein Spandauer Fleischhauer gab bei der Polizei zu Protokoll, eine solche Erscheinung habe ihn entführt, und, nachdem sie ihn am Beutel kräftig erleichtert, sei sie plötzlich wieder verschwunden gewesen.

Vor dem Brandenburger Tor zieht sich eine lange Allee durch den Tiergarten. Eine Prachtsstraße auf der vormals siegreiche Heere mit klingendem Spiel ihre Heimkehr in die Hauptstadt feierten. Noch heute erinnert alljählich eine dröhnend, lärmende Parade junger Menschen an diese fast vergessenen Tradition. Das Mitführen von Panzern und anderem Kriegsgerät wurde allerdings von der Obrigkeit verboten, da unsere Jugend heutigentags nur unzureichend im Kriegshandwerk ausgebildet ist, und schwerwiegende Unfälle vermieden werden sollten.

Ein Nachtwächter im verwaisten Gemäuer des Palasts der Republik beobachtete einmal drei Gesellen, wie sie im Keller des Gebäudes schweigend ein tiefes Loch aushoben. »Na, die werden wohl den Stasischatz suchen«, dachte er bei sich. Und bald darauf schon konnte er erkennen, wie sie tatsächlich eine schwere Schatzkiste heraushoben.

»Und Maxe, is' det schon alles?« frug da der eine von ihnen laut ins Loch hinunter. Da verschwand die schon gehobene Kiste und die Männer standen wieder mit leeren Händen da. Sie hätten eben schweigen müssen, dachte da der Nachtwächter, wo man doch schweigen muß, wenn man einen vergrabenen Schatz finden will.

(Viele Zeugen berichten glaubwürdig, daß sie vor der Wende aus den verschlossenen Zugängen des U-Bahnhofs am Rosenthaler Platz die Rufe eines gewissen Franz Biberkopf, gewesener Zeitungsverkäufer vor dem Kriege, gehört haben wollen, der alte Schlagzeilen aus den zwanziger Jahren ausrief. Erst mit der Wiedereröffnung des U-Bahnhofs 1989 ward die gute Seele endlich erlöst und der Spuk zuende.)

Benachbart zum Gewann der Spandauer Vorstand lag früher das sagenumwobene Scheunenviertel. Heute beherrscht der monströse Bau der Volksbühne das dortige Weichbild. Gebildete Stände reden deshalb von dieser Gegend als dem Ort, wo sich Castorf und Pollux gute Nacht sagen. Ein dortselbst sich vornehmlich herumtreibender Wilderer ist unter dem Namen des Schlingen-Siefs in den Volksmund eingegangen.

Im Keller der ehemaligen Parteizentrale der SED am Werderschen Markt, vormals Preußische Staatsbank, befinden sich umfängliche Tresoranlagen, in denen für lange Zeit der Stasischatz vermutet wurde. Da der Schatz unsichtbar blieb, häuften westliche Wucherer und Zinshaie anno 90, kurz vor der Währungsunion, ihr Papiergeld in unzählbaren Mengen dort auf, auf daß der Schatz, davon angelockt, sich endlich zeige. Als aber nichts dergleichen geschah, schafften sie ihr Geld schleunigst wieder fort, damit es hier nicht verderbe.

Zwischen dem Grand Hotel in der Friedrichstraße und den schräg gegenüberliegenden Galeries Lafayette soll sich ein geheimer unterirdischer Tunnel befinden, durch den vornehmlich Hummer und Austern für die exklusive Hotelküche transportiert werden. Die englischen Wanderarbeiter, die diesen Tunnel zufällig bei Erdarbeiten an der U-Bahn Linie 6 entdeckt haben wollen, berichteten von unzähligen fetten Ratten, die daselbst leben sollen. Es wurde auch erzählt, daß sich diese Tiere sehr leicht einfangen ließen und daß diese äußerst wohlschmeckend seien.

Unweit der Ecke Leipziger Straße / Otto-Grothewohl-Straße (heute Wilhelmstraße) befindet sich ein Ort, den der Volksmund schon länger als den Treso bezeichnet. Tausende und Abertausende junger Menschen glaubt daß genau dort der Stasischatz versteckt sei. Und so gingen sie allabendlich auf die Suche danach. Dabei veranstalteten sie allerdings einen solchen Lärm, daß an das Auffinden eines Schatzes gar nicht mehr zu denken war. Und so bleibt der Stasischatz bis auf den heutigen Tag verschwunden.

gefunden hier: http://www.salbader.de/heft/nummer20/019.html


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Verfasst: Sa 22. Jan 2011, 17:27 


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